Die Personalgewinnung ist für Unternehmen eine der wichtigsten Aufgaben. Schließlich hängt der Erfolg maßgeblich von den richtigen Mitarbeitern ab. Um die besten Talente zu finden, setzen immer mehr Firmen auf Recruitainment.
Was ist Recruitainment?
Recruitainment setzt sich aus den englischen Wörtern Recruiting und Entertainment zusammen. Es geht darum, den Bewerbungsprozess für Kandidaten unterhaltsamer und attraktiver zu gestalten. Statt langweiliger Stellenanzeigen und öden Bewerbungsgesprächen sollen Spiel und Spaß die Personalgewinnung prägen.
Die Idee hinter Recruitainment
Die Idee hinter Recruitainment ist es, den Bewerbungsprozess für Bewerber kurzweiliger zu gestalten. Durch spielerische und unterhaltsame Elemente soll das Recruiting attraktiver werden. Stellenanzeigen, Bewerbungsunterlagen, Auswahlverfahren – alles kann mit Entertainment-Faktoren angereichert werden.
Ziel ist es, die Candidate Experience zu verbessern. Bewerber sollen Lust haben, sich bei einem Unternehmen zu bewerben. Der Bewerbungsprozess soll Spaß machen. Das verschafft dem Unternehmen Wettbewerbsvorteile im „War for Talents“.
Ursprung des Begriffs
Der Begriff Recruitainment entstand Ende der 1990er Jahre. Damals experimentierten erste Unternehmen damit, ihre Stellenanzeigen unterhaltsamer zu gestalten. Später kamen Auswahlverfahren und andere Recruiting-Maßnahmen dazu.
Heute hat sich Recruitainment als Sammelbegriff für alle entertainenden und spielerischen Elemente in der Personalgewinnung etabliert. Es wird auch oft als Gamification des Recruiting bezeichnet.
Warum wird Recruitainment immer wichtiger?
In Zeiten des Fachkräftemangels und des „War for Talents“ müssen sich Unternehmen immer mehr anstrengen, um die besten Köpfe für sich zu gewinnen. Mit herkömmlichen Methoden der Personalbeschaffung ist das kaum noch möglich. Stattdessen braucht es kreative Wege, um die neue Generation für sich zu begeistern.
Fachkräftemangel
Durch den demografischen Wandel wird der Fachkräftemangel in vielen Branchen immer gravierender. Schon heute können Unternehmen offene Stellen teilweise nicht mehr besetzen, weil nicht genügend qualifizierte Bewerber zur Verfügung stehen.
Der Arbeitsmarkt hat sich von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt gewandelt. Unternehmen müssen um die besten Talente buhlen. Und dafür braucht es innovative Recruiting-Methoden.
Ansprüche der Generationen Y und Z
Die Generationen Y und Z, die mit Internet und Smartphone aufgewachsen sind, wollen unterhalten und inspiriert werden. Sie suchen Sinn und Erfüllung bei der Arbeit. Langweilige Stellenanzeigen in der Zeitung reichen da nicht aus.
Stattdessen erwarten sie ein attraktives, authentisches Auftreten der Unternehmen in allen Recruiting-Kanälen. Die Jobsuche soll Spaß machen und sich an ihren digitalen Gewohnheiten orientieren.
Employer Branding wird wichtiger
Um für die neue Generation attraktiv zu sein, müssen Unternehmen ihre Arbeitgebermarke gezielt entwickeln. Eine klare Positionierung und ein authentisches Employer Branding entscheiden zunehmend über Erfolg oder Misserfolg im „War for Talents“.
Hier bietet Recruitainment viele Möglichkeiten, die eigenen Stärken als Arbeitgeber herauszustellen und erlebbar zu machen.
Beispiele für Recruitainment
Recruitainment lässt sich auf vielfältige Weise umsetzen. Hier ein paar Ideen:
Online-Assessments
- Statt öder Persönlichkeitstests gibt es spielerische Online-Assessments, die einem Computerspiel ähneln.
- Mit gamifizierten Einstellungstests lassen sich Fähigkeiten spielerisch überprüfen.
- Online-Assessments können auch Netzwerkeffekte erzielen, wenn Kandidaten sie teilen.
Recruiting-Games
- Die Bewerber durchlaufen Game-basierte Simulationen, die Einblicke in den Berufsalltag geben.
- Anhand von Aufgaben in einem Computerspiel können sie erfahren, was die Arbeit wirklich beinhaltet.
- Recruiting-Games eignen sich besonders für Azubis, um einen Ausbildungsberuf kennenzulernen.
Stellenanzeigen
- Die Stellenausschreibung wird mit Videos, Animationen und humorvollen Texten aufgelockert.
- Storytelling undauthentische Mitarbeiter-Interviews machen die Anzeigen lebendig.
- Über Social Media lassen sich Stellenanzeigen als kleine Imagefilme streuen.
Bewerber-Challenges
- Über Social Media werden Rätsel oder Wettbewerbe gestartet, bei denen man Preise gewinnen kann.
- Mit Online-Challenges generiert man Aufmerksamkeit und Interaktionen.
- Gewinnspiele oder Recruiting-Escape-Rooms im Bewerbungsprozess sorgen für Spannung.
Active Sourcing
- Statt Passiv-Suche wird auf Karrieremessen oder in sozialen Netzwerken aktiv nach Talenten gesucht.
- Headhunting, Karriere-Events und Personalmarketing sprechen passive Kandidaten an.
- Active Sourcing spart Zeit und Kosten bei der Personalsuche.
Employer Branding
- Die Arbeitgebermarke wird durch Storytelling und authentische Einblicke attraktiv und nahbar gestaltet.
- Ein klares Branding unterschied sich von Mitbewerbern und spricht die Zielgruppe direkt an.
- Im Recruiting wird die Arbeitgebermarke erlebbar und zum Wettbewerbsvorteil.
Matching-Tools
- Über Selbsttests kann man prüfen, ob der eigene Charakter und die Unternehmenskultur zusammenpassen.
- Mit einem Kultur-Matching finden nur passende Kandidaten den Weg ins Unternehmen.
- Berufsorientierungsspiele helfen, den richtigen Beruf zu finden.
Die Möglichkeiten sind endlos. Wichtig ist, dass der Spaßfaktor stimmt und echter Mehrwert für die Bewerber geboten wird.
Studienergebnisse zum Recruitainment
Verschiedene Studien belegen den Erfolg von Recruitainment:
- Die Qualität der Bewerbungen steigt um bis zu 54%, wenn ein spielerisches Online-Assessment eingesetzt wird.
- 82% der Personaler sehen bei gamifizierten Auswahlverfahren eine höhere Candidate Experience.
- 71% der Unternehmen konnten mit Active Sourcing ihre Time-to-Hire um bis zu 30% verkürzen.
- Eine authentische und klar positionierte Employer Brand erhöht die Zahl der Initiativbewerbungen um bis zu 55%.
- 9 von 10 Kandidaten der Generationen Y und Z bevorzugen Arbeitgeber mit einem bestimmten Unterhaltungsfaktor.
- 78% der Personaler glauben, dass Recruitainment langfristig unverzichtbar sein wird.
Recruitainment während der Corona-Pandemie
Die Corona-Pandemie hat dem Thema Recruitainment nochmal einen Schub verliehen. Digitale Kanäle wurden noch wichtiger und gamifizierte Auswahlverfahren ersetzten Assessment Center vor Ort. Auch nach Corona wird Recruitainment eine wichtige Rolle spielen.
Digitale Bewerbungsprozesse
Durch Corona fanden Bewerbungsgespräche und Tests plötzlich vorwiegend online statt. Damit diese digitalen Prozesse nicht steril und langweilig wirken, setzten Unternehmen verstärkt auf Recruitainment.
Virtuelle Messen und Events
Karrieremessen und Recruting Events fanden als rein digitale Formate statt. Hier bot Recruitainment die Möglichkeit, Kandidaten trotz Distanz einzubinden und zu begeistern.
Game-basierte Assessment Center
Die klassischen Assessment Center vor Ort wurden durch digitale AC mit Game-Elementen ersetzt. Das sorgte für Abwechslung und Interaktivität.
Aktuelle Trends in der Personalgewinnung
Neben Recruitainment gibt es noch einige andere aktuelle Trends, die die Personalgewinnung verändern.
Personalisierung
Persönliche und individuelle Ansprache wird immer wichtiger im Recruiting. Massen-E-Mails und standardisierte Absagen gehören der Vergangenheit an. Stattdessen setzen Unternehmen auf eine personalisierte Candidate Experience.
Bewerber wollen wertgeschätzt werden. Mit individuellen Nachrichten und passgenauen Jobangeboten bleibt man im Gedächtnis. Personalisierte Kandidatenpflege ist ein Top-Trend.
Mobile Recruiting
Immer mehr Bewerber nutzen Smartphones bei der Jobsuche. Mobile-optimierte Karriereseiten und Bewerbungsprozesse sind daher Pflicht. Auch die Ansprache über Messenger wie WhatsApp kann sinnvoll sein.
Unternehmen müssen ihre Recruiting-Kanäle an die mobilen Gewohnheiten anpassen. Sonst verlieren sie den Anschluss an die Generationen Y und Z.
Video-Recruiting
Lebensläufe werden durch Video-Bewerbungen ersetzt. Auch Unternehmen setzen vermehrt Erklär- und Imagevideos im Recruiting ein. Interviews per Video sind ebenfalls auf dem Vormarsch.
Visuelle Botschaften wirken nahbarer und authentischer. Video ist der Top-Trend im digitalen Recruiting. Unternehmen, die auf Video setzen, punkten mit Innovationskraft.
Social Recruiting
Active Sourcing in sozialen Netzwerken wird immer wichtiger. Recruiter durchforsten gezielt Netzwerke wie LinkedIn und Xing nach passenden Kandidaten. Auch über eigene Firmenkanäle lassen sich Fachkräfte ansprechen.
Mit Social Media lassen sich Nischen-Zielgruppen punktgenau adressieren. Eine zentrale Rolle spielen hier authentische und engagierte Mitarbeiter, die als Markenbotschafter fungieren.
Fazit: Recruitainment ist gekommen, um zu bleiben
Recruitainment hat sich als innovativer Trend in der Personalgewinnung etabliert. Unternehmen, die auf die neue Generation setzen, kommen kaum noch daran vorbei, ihren Bewerbungsprozess aufzupeppen.
Mit Kreativität und Authentizität lässt sich die Candidate Experience deutlich verbessern. So gewinnen Unternehmen im War for Talents die besten Köpfe. Auch nach Corona wird Recruitainment eine große Rolle in der Personalgewinnung spielen.